Wozzeck. Mitwirkung unserer Kinder.

„Wir arme Leut“, singt Wozzeck und Alban Bergs Oper erhebt seine Klage zum motivischen Grundbekenntnis.
„Wozzeck“. Deutsche Oper am Rhein. Stefan Herheim verdichtet in seiner Inszenierung Stadt und Umgebung als Orte des Geschehens zu einer Exekutionszelle. In ihr wird Wozzeck im Augenblick seines Todes von einem trostlosen Bilderbogen heimgesucht. Sein Leben: eine andauernde Folge von Exekutionen. Ein hellsichtiges, gestörtes Gemüt erträgt alle sozialen und persönlichen Demütigungen, bis es sich in einer Verzweiflungstat ein Ende setzt, noch bevor die Exekutionsnadel dies vermag. Dem zum Trotz: Wozzeck erscheint uns wie ein Lebender inmitten eines Panoptikums von Unpersonen, alle in sich gefangen und verunstaltet von der Rolle, die ihnen zugewiesenen ist.

Wozzeck. Die Szenen seines Lebens entlassen den Sterbenden mit einem Kinderspiel: da ist sein kleiner Sohn auf einem Holzpferdchen und andere Kinder: „Ringel, Ringel, Rosenkranz, Ringelreihn … “ Herzugelaufene erzählen von der toten Marie: „Du, Dein‘ Mutter is tot! „Hopp, hopp! Hopp, hopp! Hopp, hopp!“ ruft Wozzecks Sohn. „Wo is sie denn?“ fragt eines der Kinder. „Drauss‘ liegt sie, am Weg, neben dem Teich!“ weiß ein anderes. „Kommt, anschaun!“, beschließen sie. Das Kind von Marie und Wozzeck, auf seinem Holzpferd, schaut ihnen nach, folgt ihnen dann: „Hopp, hopp! Hopp, hopp!“, ruft es.

Kinderstimmen also führen Wozzeck aus dem Leben. Ungewiss bleibt die Frage, welches die Rolle der Kinder im großen Weltspiel ist. Sind sie die Hoffnung auf eine endlich doch geheilte Welt, oder, mit „Ringelreihn und Hopp, hopp!“ kleine Garanten der ewigen Wiederkehr eines großen, sozialen Missverständnisses.

 

Weitere Aufführungen im November:
02.11.2017, 19:30 Uhr
05.11.2017, 15:00 Uhr
19.11.2017, 18:30 Uhr
23.11.2017, 19:30 Uhr
26.11.2017, 15:00 Uhr

Deutsche Oper am Rhein
Heinrich-Heine-Allee, Düsseldorf